Wissenschaftler bekommen für sechs Millionen eigene Strahlengeräte, VR-Digitalbrillen und Roboter
„Volle Konzentration! auf die Krebsforschung“ – das will das „Nationale Centrum für Tumorerkrankungen“ (NCT) in Dresden mit neuen Forschungsgeräten Die sind zunächst in einem umgebauten Seecontainer auf dem Uniklinik-Campus untergebracht. Für sechs Millionen Euro haben die Krebsforscher nun eigene Bildgebungsgeräte wie MRT und CT bekommen, die sie unabhängig vom Klinikalltag 24 Stunden am Tag nutzen können.
„Bis jetzt konnten wir meist nur am Wochenende oder nach 20 Uhr forschen, wenn die Geräte nicht für die Patienten benötigt wurden“, berichtet Professor Ralf-Thorsten Hoffmann, Direktor für die radiologische Klinik am Dresdner Uniklinikum.
Im Dienst der Wissenschaft ist nun unter anderem das vier Millionen teure MRT/PET-Gerät. Während eine Magnetresonanz-Tomographie (MRT) Weichgewebe sehr genau sichtbar macht, ermöglicht die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) den Forschern, Tumore im Körper zu finden. Wie der Name andeutet, funktioniert das PET-Verfahren mit radioaktivem Material, das injiziert wird, sich in den Tumorzellen anreichern und sie dadurch sichtbar macht.
Die große Vereinfachung wird rund 20 Strahlenexperten, die künftig mit den Geräten forschen werden, liegt in der Kombination beider Verfahren in einem Gerät. So werden die Bilder vom Patienten in der exakt gleichen Liegeposition gefertigt, was sehr schnell und präzise funktioniert. Zum Beispiel hoffen die Forscher, mit dem MRT/PET bei Prostatakrebs den eigentlichen Primärtumor schneller zu finden – oder früher zuerkennen, ob bei dem Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs die Chemotherapie wirkt. „Außerdem sollen mit dem Gerät neue radioaktive Substanzen für die Tumorerkrankung im PET-Verfahren getestet werden, an denen Forscher im Helmholtz-Zentrum in Rossendorf arbeiten“, erklärt Professorin Esther Troost. Sie leitet die Abteilung „Bildgestützte Strahlentherapie“ am Helmholtz-Zentrum und ist stellvertretende Leiterin der Strahlentherapie-Klinik am Dresdner Uniklinikum.
Direkt nebenan, in den mit 30 Tonnen Blei strahlensicher ausgekleideten und vom Dresdner Büro „BOKA Architektur“ umgebauten Schiffscontainern steht der neue Forschungs-Computertomograph (CT), der für die Bestrahlung von Tumoren verwendet wird. Auch er wird umziehen, wenn 2020 das neue NCT-Gebäude auf dem Gelände der Uniklinik, das im Frühling Richtfest feierte, fertig wird. Die Spezialisten wollen dort einen „OP der Zukunft“ für die Krebsforscher errichten.
Die Ärzte werden dort beispielsweise mit Digitalbrillen ausgerüstet, die ihnen „Virtuelle Realität“ (VR) zeigen. „Mit einer VR-Brille könnte ich als Arzt zum Beispiel den Patienten betrachten und dabei direkt das Röntgenbild seiner Leber sehen“, erklärt Hoffmann. In einem nächsten Schritt könnten Roboter dann auch die Punktierung von Tumoren übernehmen. Dabei wird mit einem kleinen Schnitt eine Sonde zum Tumor geführt, die diesen dann auf über 100 Grad erhitzt und dadurch abtötet. „Wir wollen in der Krebsmedizin die Strahlenbelastung für Patienten und Mitarbeiter immer weiter reduzieren“, sagt Hoffmann.
Die hochmodernen Bildgebungsverfahren inklusive zwei neuer Ultraschallsysteme für die Forschung gibt es europaweit nur an wenigen Standorten. Das NCT Dresden will die Tumorforschung weiter voranbringen. Künftig sollen Wissenschaftler, Ärzte und Patienten unter einem Dach zusammen gegen den Krebs kämpfen. Die Wissenschaftler können dann diejenigen Patienten weiter untersuchen, dessen Krankheitsbild für ihre Studien relevant ist.
Der NCT-Partnerstandort in Heidelberg verfolgt die gleiche Strategie, so dass die Daten zusammengetragen werden können. Das Dresdner NCT wird vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Uniklinikum, der Medizinischen Fakultät sowie dem Helmholtz-Zentrum getragen.
Autor: Tomke Giedigkeit | Gattung: Tageszeitung | Ort: Dresden